ChronikBetriebElektrische TriebfahrzeugeElektrifizierungLiteratur/Links

Versuchs-Schnellzug-Elektrolokomotive E 15 (ex E 18 01)


Die Lok im Anlieferungszustand, noch als E 18 01 nummeriert (Werkfoto)

Baureihe/Betriebsnummer:E 18 01 (bis 1935), E 15 01 (ab 1935)
Bauart:(1' Bo)(Bo1') w4t
Höchstgeschwindigkeit:110 km/h
Stundenleistung (bei v in km/h):2.760 kW (85 km/h)
Dauerleistung (bei v in km/h):2.280 kW (94 km/h)
Länge über Puffer:16,84 m
Eigenmasse:103,5 t
Indienststellung:1928
Einsatz in Schlesien:1930-1932

Alternativ zu den Versuchslokomotiven E 21.0 der AEG, wurden bei Borsig (Mechan-Teil) und den Siemens-Schuckertwerken SSW (E-Teil) zwei Lokomotiven in Auftrag gegeben, die die Radsatzanordnung (1' Bo)(Bo1') bzw. 1'Do1' sowie hochgelagerte Fahrmotoren mit Vorgelege und Hohlwellenantrieb aufweisen sollten. Die SSW schlugen Tatzantrieb vor, weil diese sich bei den bereits 1923 gelieferten Co+Co-Güterzuglokomotiven E 92.7 bewährt hatten. 

Ungewöhnlich war die Radsatzanordnung von jeweils zwei Treib- und einem Laufradsatz in den beiden Drehgestellen. Damit wollte man einen guten Bogenlauf und durch die Verwendung des Tatzlagerantriebes geringe Massenkräfte bei höheren Geschwindigkeiten erreichen. Der Antrieb erfolgte über vier Fahrmotoren, die ungefedert in den Drehgestellrahmen befestigt waren und ihr Drehmoment über ein Zahnradvorgelege auf die gefederten Großräder  übertrugen, welche wiederum auf den Treibachsen saßen. Die Vorbauten der Lokomotive sitzen fest auf den Drehgestellen, die hingegen mit dem Lokkasten durch zwei Drehzapfen verbunden sind. Beide Drehgestelle sind über eine gelenkige Kupplung miteinander verbunden. Der Lokkasten enthält an beiden Enden je einen Führerstand und dazwischen den Maschinenraum, in dem die elektrische Ausrüstung untergebracht wurde.

Der elektrische Teil umfasste u.a. den Öltransformator, den Ölschalter und das elektromagnetische Schützenschaltwerk (21 Fahrstufen). Die Fahrmotoren waren als 10-polige kompensierte Reihenschlussmotoren ausgeführt. Das Leistungsprogramm sah die Beförderung von 600 t-Schnellzügen mit 95 km/h und 500 t-Personenzüge mit 45 km/h Reisegeschwindigkeit in der Ebene vor.

Im November 1927 wurde die Lok E 18 01 im Bw Leipzig-West in Dienst gestellt und getestet. Nach anfänglich zufriedenstellenden Laufleistungen erfolgte im Oktober 1930 die Umsetzung der Maschine nach Breslau und die Erprobung auf den schlesischen Gebirgsstrecken. Auf diesen kurven- und steigungsreichen Strecken verschlechterte sich nach kurzer Zeit die Laufeigenschaften rapide. Die Fahrmotoren mit ihrer hohen unabgefederten Masse waren sehr hohen Stoßbelastungen ausgesetzt, was sich in einem unruhigen Fahrzeuglauf auswirkte.
Trotz diverser Nachbesserungen (siehe "Bericht der RBD Breslau an die Hauptverwaltung der DRG" vom 19.11.1931) konnte die Maschine den Vergleich mit der besseren E 21.0 nicht bestehen. Als ab 1935 die neuen 1'Do1'-Lokomotiven der Baureihe E 18 in Dienst gestellt wurden, bekam die Maschine die neue Betriebsnummer E 15 01. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder beim Bw Leipzig-West.




Gruppenbild mit Lok auf dem Werkshof von SSW, u.a. mit den Herren Dorpmüller, Wechmann und C. F. von Siemens


Schnittzeichnung der E 15


Typenblatt der 1BoBo1-Sz-Lokomotive


Literaturverweis:
Reichel: Elektrische Schnellzuglokomotive mit Tatzlagermotoren Type 1 Bo+Bo 1 für die Deutsche Reichsbahn, Elektrische Bahnen, 1928


ChronikBetriebElektrische TriebfahrzeugeElektrifizierungLiteratur/Links